nach „Loslassen 2.0“ geht es heute um Beständigkeit im Leben 🙂 – nämlich um Rituale.
Viele Menschen assoziieren mit dem Wort „Ritual“ religiöse Sitten und Gebräuche oder auch Zeremonien. Mir geht es hier und heute um unsere alltäglichen Rituale. Sie ließen sich eigentlich mit dem Wort Gewohnheit beschreiben, was mir in diesem Kontext aber zu abwertend erscheint. Dennoch sind unsere Rituale Handlungen oder Ereignisse, die einem festgelegten Ablauf folgen und zu bestimmten Zeiten stattfinden. Wir alle kennen Schlafrituale, Morgenrituale, Abendrituale, Geburtstagsrituale etc.
Um den Sinn und Zweck von Ritualen zu verstehen, brauchen wir nur an Kinder zu denken. Egal ob wir selbst Eltern sind oder nicht, können wir uns leicht vorstellen, wie wichtig für Kinder feste Abläufe und Strukturen sind, damit sie ihre eigene innere Stärke entwickeln können. Rituale erleichtern Kindern die Eingewöhnung in eine neue Umgebung oder um sich auf neue Situationen einzustellen. Durch die feste Struktur von Ritualen helfen sie Ängste zu verringern und Vertrauen aufzubauen. Sie geben unseren Kindern Stabilität und lassen sie dadurch Selbstwirksamkeit erleben.
Und genau deshalb, weil wir alle – zum Glück – unser eigenes inneres Kind noch in uns haben, ist es wichtig und richtig, dass wir uns unserer vorhandenen Rituale überhaupt erst einmal bewusstwerden (falls wir das noch nicht getan haben). Beobachten wir unseren Tagesablauf einmal etwas genauer, dann erkennen wir unsere, sich regelmäßig wiederholenden, Abläufe.
Für manche ist der Urlaub jedes Jahr, zur gleichen Zeit, ein wichtiges Ritual. Einige Menschen lieben es jährlich an den gleichen Ort, manchmal sogar in das gleiche Hotel, zu reisen.
Spätestens wenn wir an das bevorstehende Weihnachtsfest denken, wird uns klar, wie etabliert Rituale in unser aller Leben sind. Hier möchte ich allerdings bei aller Toleranz und Achtung zu Beständigkeit ausdrücklich ein ACHTUNG einbringen: Manche Rituale sollten mit der Zeit doch einer Überprüfung ihrer Sinnhaftigkeit unterzogen werden! Diese Warnung beherzigend, kann Altbekanntes ein Punkt sein, an den wir uns gerne ausrichten. In diesem Sinne geben uns unsere liebgewonnenen Rituale ein Gefühl der Sicherheit. Sie erden uns, denn wir kennen ihren Verlauf in- und auswendig; es gibt keine Neuheiten, keine Veränderung und somit auch keine Herausforderung. Rituale machen unser Leben damit an vielen Stellen vorhersehbar und kontrollierbar. Sie sind eben Ankerpunkte oder Fixpunkte in unserer persönlichen, individuellen Welt. Für meinen Geschmack sind das gute Gründe um vorhandene Rituale ganz BEWUSST in unserem Leben wertzuschätzen (ggf. anzupassen) und neue zu etablieren.
In einer Welt, die so kompliziert, so verrückt und so viele Unsicherheiten bereithält, bin ich persönlich sehr dafür Konstanten im Leben zu haben und seien sie noch so unscheinbar. Sie machen mein Leben einfacher und deshalb feiere ich sie 😊.
Denkst du jetzt anders über deine persönlichen Rituale? Sind dir einige neu bewusst geworden?
Herzlichst
Karin Joseph