von | 24. Jan 2022

Die Wirkung von Freundlichkeit

Ihr Lieben,

kürzlich habe ich mein „Zitate-Schatzkästchen“ mal wieder zu Rate gezogen, weil ich einen Impuls für eine bestimmte Situation brauchte und ich blieb an einem Zitat von Marc Aurel hängen.

Geht es euch eigentlich auch so, dass ihr euch darüber wundert, dass Menschen die lange, lange vor unserer Zeit gelebt haben, etwas hinterlassen haben, was immer noch aktuell ist. Nehmen wir doch zum Beispiel Marc Aurel, der uns viele Weisheiten hinterlassen hat. Er war römischen Kaiser, d.h. er hatte diese Einsichten vor fast 2.000 Jahren und wir können uns heute noch an ihnen orientieren (wenn wir wollen). Aber scheinbar haben wir, also die Menschheit, immer noch nicht begriffen, was vor so langer Zeit schon erkannt wurde und als so wichtig erachtet wurde, dass es jemand niederschrieb, damit es von Generation zu Generation weiterzugeben werden konnte. Da frage ich mich schon: Was haben wir überhaupt vom Leben begriffen?

Jetzt aber zurück zu dem (Aus)Spruch des römischen Kaisers und Philosophen, der mich in besagtem Moment fesselte. Es war folgender:

marc-aurel
Per Definition ist Freundlichkeit die Fähigkeit, seinen Mitmenschen wohlwollend, anerkennend und respektvoll zu begegnen und durch das eigene Verhalten eine wertschätzende Atmosphäre zu schaffen. Interessant finde ich hier das Wort „Fähigkeit“. Eine Fähigkeit ist etwas was ich mir aneignen, was ich lernen kann, wenn ich will! Und wann will ich etwas lernen? Wenn ich dazu motiviert bin!
Aha – um meinen Mitmenschen wohlwollend, anerkennend und respektvoll zu begegnen, brauche ich also zunächst die entsprechende Motivation dazu 🙂. Und schwupps sind wir, aus meiner Sicht, bei dem übergeordneten Begriff „Werte“ und jede:r darf sich zuerst mal fragen: Ist Freundlichkeit überhaupt einer meiner Werte?

Das Schöne an „Werten“ ist doch, dass ich sie wählen kann. Leider wählen wir aber nicht eindeutig, sondern übernehmen die Werte z.B. aus unseren Herkunftsfamilien als ganz selbstverständlich. Daran ist zunächst nichts Schlechtes, denn dadurch erhalten wir erst mal eine Art „Gerüst“ an dem wir uns orientieren können. Allerdings halte ich es für äußerst ratsam, die übernommenen Werte im Laufe des Lebens mal auf den Prüfstand zu stellen, um mir klar darüber zu werden, ob diese Wertvorstellungen meiner Lebensauffassung überhaupt (noch) entsprechen und ob ich diese Werte wirklich behalten will oder eben nicht und welche Wertvorstellungen stattdessen besser in mein Leben passen könnten. Denn persönliche Werte, wie zum Beispiel Ehrlichkeit, Unabhängigkeit, Gesundheit, Mitgefühl, Treue, Disziplin, Mut, Vertrauen, Loyalität, Zuverlässigkeit … machen doch nur Sinn, wenn sie persönlich gewählt wurden.

In meiner Praxis habe ich es oft erlebt, dass Menschen zutiefst unglücklich waren, weil sie an alten, übernommenen Werten/Wertvorstellungen festgehalten haben, OHNE sich dessen bewusst zu sein.
Die gute Nachricht ist also: Du kannst deine Werte jederzeit neu für dich definieren, festlegen und neu wählen (ich mag dieses Wort „wählen“ an dieser Stelle wirklich sehr (!), denn es eröffnet mir das „Land der Möglichkeiten“ – dazu vielleicht ein andermal mehr 😄).

Kommen wir zurück zum Anfang und zur Freundlichkeit. Für diesen Wert habe ich für mich irgendwann bewusst entschieden und habe ihn mir „angeeignet“. Heißt das jetzt das ich immer und ständig und zu jedem Menschen freundlich bin? Für mich hier ein klares NEIN! Warum nicht? Weil mir dieser Anspruch an mich selbst als zu hoch erscheint. Damit entsteht ein Druckgefühl in mir, das dazu führt, dass ich durch diesen selbsterzeugten Druck, zu mir selbst schon nicht freundlich bin. Damit würde ich also chic an meinem eigenen Wert vorbeischlittern.
Wie kann es also funktionieren? Ganz einfach: Ich bin einfach ein freundlicher Mensch! Ich habe mich mit dieser Fähigkeit freundlich zu sein auseinandergesetzt, habe sie für mich und mein Leben gewählt und damit dieses freundliche Gefühl in mir integriert und richte mich danach aus. Und wenn ich dann mal nicht freundlich war, dann war ich es halt nicht. Geht davon die Welt unter? Wohl kaum!
Wenn ich es richtig vergeigt habe, kann ich mich bei dem anderen entschuldigen, dass ich mich im Ton vergriffen habe oder was auch immer es war. Es ist übrigens auch immer klug, sich gelegentlich bei sich selbst zu entschuldigen, wenn ich mich in meiner eigenen Kommunikation mit mir selbst, also in Gedanken, im Ton vergreife (z.B. „Ich bin aber auch blöd“). Das ist wichtig, Leute, dass wir auch auf diese „internen“ Gespräche achten, sonst ist es mit der Selbstbestimmung unseres Wertes nicht weit her!

Stundenlang könnte ich über dieses Thema weiterschreiben, weil ich es für essenziell halte, dass wir uns mit unseren Werten beschäftigen – natürlich nur dann, wenn wir an persönlicher Weiterentwicklung interessiert sind! 🙂 Aber du hättest nicht bis hierher gelesen, wenn das Thema dich nicht interessieren würde, oder?

Ich wünsche dir viel FREUDE beim Überprüfen und Finden deiner Lieblingswerte!

Herzlichst
Karin Joseph

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